++ contrapunkt ++ dialog der kulturen
Es ist alles so schön gemütlich geworden. Seit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten regt sich kaum noch musikalischer Protest. Hatte man früher einmal musikalisch gegen den eigenen Staat rebelliert und sich musikalisch gegen die verschiedenen Sozialmodelle – Kapitalismus versus real existierender Sozialismus – bürgerrechtlich gewehrt, stehen nun die protestierenden Musiker offenbar im Abseits. Der Meckerer ist nicht mehr gesellschaftskompatibel.
Beide deutsche Staaten haben mit unterschiedlichen Wirtschaftsideen die Produktion künstlerischer Arbeit beeinflusst. Während man auf der einen Seite Musik im Rahmen einer sozialen und politischen Verpflichtung verstanden wissen wollte und damit die Musikkultur staatlich zu steuern versuchte, war auf der anderen Seite der Markt das Lenkungsinstrument von künstlerischer Freiheit.
Die deutsche Theaterlandschaft ist einzigartig in der Welt. Nirgendwo sonst werden so viele Bühnen bespielt. Doch sind diese Kultureinrichtungen heutzutage vielerorts von Schließung bedroht. Haben die Theater als „moralische Anstalten“ in Zeiten des „Sieges der Wirtschaftskapitäne“ in unserer Gesellschaft abgewirtschaftet?
Zeitgleich zum Start der neuen europäischen Währung, dem „Euro“ befasst sich „contrapunkt“ mit dem Thema „Wie zerrissen ist die Mitte“. Darüber diskutieren live im Bayerischen Bahnhof in Leipzig die Musiker Gisela May (Ost) und Stephan Sulke (West) sowie Siegfried Thiele (Ost), Wolfgang Hufschmidt (West) und Peter Gülke (Ost/West) mit dem Moderatorendoppel Theo Geißler (BR) und Manfred Wagenbreth (MDR). Livemusik gibt es vom Jazztrio „Tripol“.